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Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Eine HANS-Datenbank im World Wide Web
Die Ditmarschen Sammlungen der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern

Bernd Reifenberg

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Sichtungen 1 (1998), S. 186-188
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2001-12-29
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[1/ S. 186:] Zur nächsten SeiteÜber hundert Jahre ruhte in den Magazinen der Schweriner Landesbibliothek ein verborgener Schatz gedruckter und ungedruckter Quellen zur Mecklenburgischen Geschichte, der jetzt erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte: die Sammlungen des Geheimen Justizrats Ludwig Peter Friedrich Ditmar (1784-1872). Der Bestand umfaßt vor allem Verordnungen, Statuten, landesherrliche Reskripte und ähnliches Kleinschrifttum aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, dazu Rechtsgutachten, Aktenabschriften, Notizen, Exzerpte und Briefe aus dem Zusammenhang von Ditmars beruflichem Wirken für die Stadt Rostock und die Mecklenburgischen Landstände.

Ditmar war seit 1810 Mitglied im Rat der Stadt Rostock und bekleidete mehrere Jahre das Amt des Stadtsyndikus, bis er 1824 die Stellung eines Syndikus der Mecklenburgischen Ritterschaft antrat. In den Umbruchsjahren 1849/50 wurde er von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin als juristischer Berater der Landesregierung verpflichtet, nach Wiederherstellung der ständischen Verfassung im August 1850 blieb er bis zu seinem Tod im Dezember 1872 als Syndikus der Mecklenburgischen Ritterschaft tätig. Auch über die Grenzen der Rechtswissenschaften hinaus war Ditmar ein vielseitig interessierter und engagierter Mann, so bearbeitete er für Jacob Sturms vielbändige »Flora von Deutschland« den Abschnitt über die Pilzflora von Mecklenburg und wirkte bei der Gründung der Rostocker Sparkasse, des Kunstvereins und der städtischen Kunstsammlung mit. Der jetzt mit Fördermitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft er-Zur vorigen Seite [1/ S. 187:] Zur nächsten Seiteschlossene Nachlaß zeigt Ditmar in erster Linie als Rechtsgelehrten. Von ihm verfaßte oder bearbeitete Berichte mit dem dabei verwendeten Quellenmaterial, Notizen und Briefen bilden zusammen mit den gedruckten Verordnungen, Statuten und dergleichen den Kernbestand der Sammlung. Daneben finden sich aber auch Festreden auf Mitglieder des Fürstlichen Hauses, Bekanntmachungen der Universität Biostock, Notizen zu etymologischen, regionalhistorischen und wissenschaftlich-technischen Fragen sowie »Mecklenburgica« unterschiedlichsten Inhalts.

Für die Aufgabe, einen Mischbestand aus Drucken und Handschriften den Erfordernissen des jeweiligen Dokumenttyps entsprechend zusammen in einer Datenbank zu erfassen, erwies sich das in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek entwickelte System Allegro-HANS als besonders geeignet. Es bot die Möglichkeit, den Bestand in seiner überlieferten systematischen Ordnung zu erfassen und den Zusammenhang zwischen gedruckten und handschriftlichen Dokumenten zu bewahren. Beschreibungen der Sachgruppen und Abteilungen bilden durch entsprechende hierarchische Verknüpfungen die Struktur der Sammlung in Form eines Inhaltsverzeichnisses ab, das in das Register der Titel und Stichworte eingebunden ist und von der Beschreibung des Gesamtbestands bis hinunter zu den einzelnen Dokumenten reicht. Die Drucke wurden entsprechend der bibliothekarischen Katalogisierungspraxis in Einzelaufnahmen erfaßt. Durch die Wiedergabe der von Ditmar definierten Sachgruppen als übergeordneter Hierarchiestufe sowie Querverweise auf zugehörige Gutachten, Notizen, Aktenabschriften etc. bleiben sie jedoch in den Kontext des jeweiligen Sachzusammenhangs eingebunden. Bei der Beschreibung des Archivmaterials bot es sich an, unmittelbar aufeinander bezogene Dokumente - beispielsweise die Entwürfe, Schriftwechsel und Gutachten zu einem bestimmten Gesetzesvorhaben - nicht in Form weitgehend redundanter Einzelaufnahmen mit Verweisungen auf die betreffenden Bezugstexte, sondern als Konvolute mit detaillierten Informationen zu den einzelnen darin enthaltenen Dokumenten zu erfassen: In Fußnoten wurden die wichtigen Stücke mit Datierung und den beteiligten Personen und Körperschaften als Freitext eingegeben, parallel dazu Eintragungen in normierter Form für die entsprechenden Register gebildet.[1]Die Registersuche kann sich auf Personen und Körperschaften (auch Drucker und Verleger), Orts- und Zeitangaben in normierter Form, Titel, Stichworte, Schlagworte, Sachgruppen und Signaturen beziehen.

Bei der Aufbereitung der HANS-Datenbank für das World Wide Web (http://www-db.lbmv.de/) wurde versucht, die Möglichkeiten desZur vorigen Seite [1/ S. 188:] neuen Mediums optimal auszuschöpfen. Hyperlinks von den Titelaufnahmen zu Registereintragungen und hierarchisch verbundenen Aufnahmen machen die manuelle Eingabe von Suchbegriffen weitgehend überflüssig und erlauben einen schnellen und einfachen Zugriff auf die überlieferte systematische Ordnung der Sammlung, den Inhalt der verschiedenen Abteilungen und die zugehörigen Titelaufnahmen einzelner Dokumente. Besonders wichtig erschien es, das von HANS bzw. Allegro her bekannte Retrieval über Register zu erhalten, um dem Benutzer die Möglichkeit des Browsings und der Übernahme von Suchbegriffen, insbesonders der normierten Namensansetzungen von Personen und Körperschaften, in die Formulierung seiner Anfragen zu ermöglichen. Die Indexeinträge wurden auf vier leicht unterscheidbare Register verteilt (Personen und Körperschaften / Titel, Stichworte, Schlagworte / Orts- und Zeitangaben / Signaturen),[2]deren Benutzung durch die Möglichkeit des Blätterns, Springens und der Anzeige von Kurztitellisten erleichtert wird. Trunkierungen und andere Formen der Kombination von Suchbegriffen sind im Modus »kombinierte Suche« möglich, wobei das Retrieval mit Hilfe Boolscher Operatoren mit Rücksicht auf eine einfache, auch für den Laien übersichtliche Handhabung eingeschränkt wurde.[3]Als wichtige Hilfe bei der Kombinationssuche bleibt noch zu erwähnen, daß der Benutzer aus dem Modus »kombinierte Suche« heraus die Register öffnen und Registereinträge direkt oder in modifizierter Form in seine Anfrage aufnehmen kann.

Alles in allem haben wir bei dem Versuch, für diesen in seiner Zusammenstellung höchst eigentümlichen und widerspenstigen Bestand auf der Grundlage von HANS eine übersichtliche und leicht handhabbare WWW-Datenbank zu erstellen, sehr gute Erfahrungen gemacht; entsprechend groß war auch die Freude über Rückmeldungen von Nutzern und Kollegen und das lebhafte Interesse bei der Präsentation der Datenbank auf dem Hamburger HANS-Anwendertreffen im Januar 1998.

Bernd Reifenberg

Anmerkungen

1] Ein in diesem Zusammenhang bemerkenswerter Vorzug von HANS besteht in der Möglichkeit, mehrere Zeitangaben als gleichrangige Sucheinstiege für eine Dokumentbeschreibung zu erfassen.

2] Genau genommen geht die Einteilung in diese vier Register schon auf die für das Schweriner Projekt modifizierte MS-DOS-Version von HANS zurück.

3] Die Verknüpfung zweier Suchbegriffe durch »NICHT« ist nicht möglich, die Verknüpfung durch »ODER« nur zwischen Stich- und Schlagworten.

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Bernd Reifenberg
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Letzte Adressaktualisierung: 1998
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